Projekt DRACHE - Überblick:
Im November 2008 kamen
zwei bekannte Segler und Taucher mit einer neuen Projektidee, der
Suche eines bei der jährlich am Wolfgangsee stattfindenden "Drachenkristall-Regatta"
gesunkenen DRACHEN Bootes, auf uns zu. Beim DRACHEN
handelt es sich um ein in Seglerkreisen sehr bekanntes und
hochwertiges Sport-Segelboot. Es entstand ein temporäres, sehr
motiviertes 3-Mann Team, welches sich die Suche und Bergung des
gesunkenen DRACHEN zum ehrgeizigen Ziel setzte. Vom ehemaligen Besitzer gab es
keine Unterstützung, da er bei dem Unglück im Sturm beinahe ums
Leben gekommen wäre. Dies war selbstverständlich zu akzeptieren. Der
Verlust des Bootes war durch eine Versicherung gedeckt und rechtlich
gesehen gingen somit die Besitzverhältnisse direkt auf die
Versicherung über, mit welcher wir vor Beginn der ersten
Sucheinsätze eine entsprechende schriftliche Vereinbarung trafen.
Die Definition des
Suchgebietes wurde mit Unterstützung mehrerer Augenzeugen, die
damals selbst Regattateilnehmer waren, vorgenommen. Die angegebenen
Positionen schwankten sehr stark, denn der während unter der
Regatta plötzlich hereinbrechende Sturm war derart stark, dass alle
Teilnehmer mit ihren eigenen Problemen voll ausgelastet waren. Es
gab keine exakten Positionspeilungen, sondern nur relativ vage
Anhaltspunkte in Bezug zu Fixpunkten am Ufer. Aus diesem Grund war
das finale Suchgebiet mit 960m x 720m relativ groß. An eine reine
Kamerasuche war nicht zu denken. Der DRACHE musste nach alt
bewährter Methode primär mittels Sonar geortet werden. Erst dann war
ein Einsatz der Schleppkamera sinnvoll, soviel stand von Beginn an
fest.
Im April 2009 führten wir
- mit Hilfe eines
neu im Team integrierten Sonarexperten - erste Sonarsuchen durch.
Technische Probleme mit dem Schleppkabel und einem undichten
Sonarfisch zwangen uns jedoch zum Abbruch der Sucheinsätze. Mit
neuem Spezialkabel und völlig neu entwickeltem 400 kHz Sonarfisch
starteten wir im November 2009 einen neuen Einsatz. Diesmal war die Technik auf
unserer Seite. Systematisch, Spur um Spur, durchkämmten wir das
Suchgebiet mit dem hinter uns herziehenden Sonarfisch, welcher
hervorragende "Bilder" des Seegrundes nach oben schickte. Das neue, hochprofessionelle
Equipment und unsere präzise und professionelle Arbeit beim Suchprozess belohnten uns
nach nur 5 Stunden Suchzeit mit den ersten Sonarbildern des
gesuchten DRACHEN. Es kam zu insgesamt 6 Sonarkontakten. Dabei
konnte der Fundort, für eine in weiterer Folge geplante Suche
mittels Schleppkamera, auf ein Minimum eingegrenzt werden. Das erste
Etappenziel war erreicht!
Die nächste Phase, das Suchen und Verfilmen des
gesuchten Bootes, planten wir witterungsbedingt aber erst für die
wärmere Jahreszeit. Damit blieb über die Wintermonate noch
ausreichend Zeit, unsere Systeme weiter zu optimieren und zu
verfeinern. So wurde neben Optimierungen an der Raster- und
Dokumentationssoftware, das S/W Modul der Schleppkamera auf ein
Farbmodul ausgetauscht. Davon erwarteten wir uns eine wesentliche
Verbesserung der Bildqualität. Gleichzeitig wurde die gesamte
Video-Signalübertragung von Grund auf neu aufgebaut.
Im Juni 2010 starteten wir mit den Kamerafahrten
und der eigentlichen Bergungsphase.
Unsere Eingrenzungen des Fundortes waren derart genau, dass es nach
nur 20 Minuten (!) Suchzeit bereits zum ersten Kamerakontakt mit dem
gesuchten Drachenboot kam. In einer Tiefe von genau 97m stand der
DRACHE aufrecht und mit voll aufgetakeltem Rigg am Seegrund.
In weiterer Folge verfing sich die Schleppkamera unlösbar im
hinteren Bereich des Riggs. Nur durch den Einsatz eines im Team
vorhandenen Trimix-Tauchers
gelang eine Befreiung. Dabei wurde gleichzeitig eine Führungsleine
von der Mastspitze des DRACHEN bis zur Wasseroberfläche verlegt -
eine wichtige Grundlage für die weiteren Arbeitsschritte. Bei zwei
nachfolgenden Kamerafahrten entstand eine
extrem hochwertige Video-dokumentation von bis dato unerreichter
Qualität und Präzision.
Auf Grund der direkt im Team vorhandenen
Verfügbarkeit eines Trimix-Tauchers, entschieden wir uns diesmal
nicht für eine rein ferngelenkte Anbringung der Bergeseile.
Sämtliche Bergeseil-Montagen wurden mit entsprechender
Kameraunterstützung durch eigene Taucher und Sicherungstaucher
durchgeführt - in 97m Tiefe eine absolut herausfordernde Tätigkeit!
Für den eigentlichen
Hebeprozess setzten wir erneut eine
Kombination aus luftgefüllten Hebeballons im koordinierten
Zusammenspiel mit unserer elektrisch betriebenen Hebekonstruktion
ein. Diesmal funktionierte deren Einsatz zur vollsten Zufriedenheit, die
"Kinderkrankheiten" (siehe Projekt MANTA) waren überwunden.
In der finalen
Bergungsphase musste - um für den DRACHEN Platz zu schaffen - die
sichere Hebekonstruktion ausgehängt werden. Leider führten wir
diesen Arbeitsschritt mitten am See durch - wir entschlossen uns
also für eine finale Bergung mitten am See. Ein schwerer Fehler, wie sich wenig später herausstellen
sollte. Aus
ungeklärter Ursache begann der DRACHE während der letzten
Taucharbeiten direkt am Rumpf plötzlich wieder zu sinken. Die noch
nicht entfernten Bergeseile gingen immer mehr auf Zug und brachten
schließlich das Arbeits- sowie ein Schlauchboot zum Kentern. Es
entstand
erheblicher Sachschaden mit großem Materialverlust, aber Gott sei
Dank kam es zu keinem Personenschaden. In einer eigenen Sektion -
Unfallanalyse
- gehen wir auf die Hintergründe und Ursachen dieses sehr ernsten
Zwischenfalles
im Detail ein.
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